Viktoria-Sicht
Ein besonderes Datum für Rüganer und Besucher der Ostsee-Insel Rügen gleichermaßen ist die Nacht vom
23 auf den 24. Februar 2005. In dieser Nacht hörte ein, wenn nicht sogar d a s Wahrzeichen Rügens auf zu existieren: Die Wissower Klinken.
Kaum ein Besucher des Nationalparks Jasmund, der nicht voller Ehrfurcht vor diesen leuchtend weißen Zinnen der Wissower Klinken gestanden hat – in dieser Schicksals-Nacht stürzten rund 50.000 Kubikmeter Kreide in die Ostsee; übrig blieben nur zwei kümmerliche Stümpfe.
Doch auch wenn es die ursprünglichen Kreidefelsen nicht mehr gibt, die Zahl der Touristen hat nicht abgenommen – etwa 1,5 Millionen Menschen besuchen jährlich die rund 13 km lange Kreideküste zwischen Sassnitz und Lohme mit ihren fotogenen Sehenswürdigkeiten Wissower Klinken-Fragment, Ernst-Moritz-Arndt-Sicht, Kieler Ufer mit dem Teufelsstein, Viktoria-Sicht, Stubbenkammer und Königsstuhl.
Allen Besucher der Kreideküste sei dringend ans Herz gelegt, nur die ausgewiesenen Wege und Abstiege zu nutzen. Alleingänge können das Leben kosten. Das hat der 26. Dezember 2011 deutlich gemacht, als ein zehnjähriges Mädchen am Kap Arkona unter abstürzender Kreide und Schlamm vergraben wurde. Es ist keine ernsthafte Vorhersage möglich, wann und wo der nächste Abbruch erfolgen wird und welches Ausmaß dies haben wird.
Doch auf den vom Nationalparkamt ausgewiesenen Wegen lässt sich die Schönheit der Kreideküste und der Stubnitz, der „grünen Lunge“ des Nationalparks Jasmund, erwandern und erkunden.
So wie es schon Caspar David Friedrich tat, der mit seinen Zeichnungen und Gemälden Rügen weltberühmt machte. Mit seinem Werk „Kreidefelsen auf Rügen“ setzte er der Kreideküste ein Denkmal. Entgegen der allgemeinen Meinung hat er auf diesem 1818 entstandenen Gemälde jedoch nicht die Wissower Klinken abgebildet, denn die gab es vor 200 Jahren noch gar nicht. Damals waren die Kreide-Klinken noch nicht aus der Steil-Küste herausgewaschen worden. So sind an den Wissower Klinken in eindrucksvoller Weise die steten Veränderungen der Küste Rügens zu erkennen.