Ranen
Im Zuge der großen slawischen Völkerwanderung, die im 6. und 7. Jahrhundert die Strukturen der bis dahin besiedelten Gebiete im Norden und Nordosten Europas veränderte, kamen die Ranen – auch Rujani oder Rujanen genannt – nach Rügen und verdrängten die vorher hier ansässigen ostgermanischen Rugier. Alte Quellen aus dem Mittelalter vermischen häufig die Stämme der Rugier und Ranen – nachweislich aber prägten die westslawischen Ranen die Insel wie kaum ein Volksstamm vorher und auch nicht nachher.
Sie schufen Burgen, Tempel, Schutzwälle, legten Siedlung an, denen sie Namen aus dem slawischen Sprachraum gaben. Orte und einzelne Flur-Bereiche, die auch heute noch auf –itz, -ow und –in enden, legen ein beredtes Zeugnis ihres slawischen Ursprungs ab.
Die Burgen Garz und Rugard waren die Sitze der Ranenfürsten. Das religiöse Zentrum war die Jaromarsburg am Kap Arkona, wo Svantevit, der vierköpfige Gott der Ranen, verehrt wurde. Doch auch nach der 1168 einsetzenden Eroberung Rügens durch die Dänen war die Insel überwiegend von Slawen besiedelt.
Geändert hatte sich durch die dänischen Eroberer der verordnete Glaube – nach dem Fall von Arkona und Garz trat der rügensche Ranen-Adel zum Christentum über und sicherte sich so die Vormachtstellung auf Rügen. König Jaromar I. wurde dadurch Lehensfürst des dänischen Königs Waldemar I., die Insel selber fiel an das dänische Bistum Roskilde.
Die Ranen auf Rügen betrieben in erster Linie Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Ralswiek und Arkona waren ihre Seehandelsplätze. Von dort aus war es ihnen möglich, umfangreiche Handelsbeziehungen zum Baltikum und Skandinavien aufzubauen.
Im Jahre 1325 starb mit Wizlaw III. der letzte des auf dem Rugard residierenden Geschlechts der Ranenfürsten und mit ihm „starb“ auch die Burg auf diesem Berg bei Bergen. Es währte noch bis 1404, bis nach amtlichen Unterlagen der letzte noch slawisch Sprechende verstarb.