Herrenhäuser

Als Herrenhäuser sehen wir heute die früheren Wohnsitze der meist adligen Gutsherren an – großzügig im Grundriss, aufwendig, mit kostspieligem Interieur. Es gab schlossartige Wohnanlagen, aber es gab auch schlichtere Zweckbauten – die Bandbreite war groß. Eines aber hatten sie gemeinsam: sie waren allesamt etwas größer, schöner, ausdrucksstärker als die Behausungen der Bevölkerung darum herum. Und das war auch richtig so. Damals jedenfalls. Es musste/sollte einen Unterschied geben zwischen den Besitzenden und denen, die abhängig waren.

Das 19. Jahrhundert brachte eine neue Spezies hervor – neben dem historisch gewachsenen Land-Adel bildete sich der Geld-Adel. Es entstand eine Anzahl neuer, im Stile der damaligen Zeit erbauter Herrenhäuser, die zusätzlich zum reinen Wohnzweck auch repräsentativ sein sollten, ausdrücken sollten „Schaut her, ich hab’s geschafft!“.

Dies aber passte nicht in die „neue“ Zeit, die nach 1945 begann. 211 Herrenhäuser waren nach dem Zweiten Weltkrieg auf Rügen erfasst; 165 gab es nach der „Wende“ von 1989 noch. Davon waren recht viele, da auf ihren Erhalt wenig Wert gelegt wurde, in einem sehr bedauernswerten Zustand, bestanden teilweise gar nur als Ruine noch.

In den Jahren des „real existierenden Sozialismus“ in der DDR wurde die überwiegende Zahl der ehemaligen Herrenhäuser zu Wohnzwecken genutzt. Eines, das Jagdschloss Granitz, diente schon damals als Museum, andere wurden als Altenheime, Schulen, für die Verwaltung genutzt. Notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Gebäude wurden selten, und wenn, dann nur stückweise durchgeführt. Dadurch nahm die Anzahl der nicht mehr nutzbaren Häuser stetig zu, der Verfall setzte ein, es blieb nur der Abriss.

Nach der „Wende“ haben einige der früheren Eigentümer ihren Besitz wieder erworben und  kräftig in die Sanierung und den Erhalt der dazu gehörenden Herrenhäuser investiert. Zu exklusiven Hotels wurden Schloss Spyker und das Herrenhaus Neddesitz ausgebaut. Etliche der nun wieder in altem Glanz erscheinenden Häuser sind zu Besichtigungen geöffnet und dienen so der Bewahrung der Kultur einer Epoche.