Coccolithen
Am 15. August 2011 wurde in den Zeitungen gemeldet, dass zwischen Sassnitz und dem Königsstuhl vermutlich bis zu 30.000 Kubikmeter Kreide hinunter auf den Strand und etwa 50 Meter in die Ostsee hinein gestürzt waren. Damit wäre dies einer der größten Kreideabbrüche seit 2002, als am Kolliker Ort etwa 150.000 Kubikmeter Kreide abgestürzt waren.
Man liest dies und denkt an Klimaerwärmung, Anstieg des Meeresspiegels, vermehrten Regenabfluss in Richtung Küste. Wer aber denkt daran, wie Rügens Kreidefelsen entstanden sind?
Auch die Wissower Klinken waren eine Kreideformation im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen und lange Zeit ein attraktiver touristischer Punkt der Insel. Am 24. Februar 2005 rutschten die beiden bis zu 20 Meter hohen Hauptzinnen ins Meer. Dabei wurden etwa 50.000 Kubikmeter Kreide in die Ostsee gerissen und ließen von der ursprünglichen Formation nur noch wenig übrig.
Ein wesentlicher Bestandteil der Kreidefelsen von Rügen, Mön und Dover sind Coccolithen. Ein Kubikmeter Kreide besteht aus rund 800 Millionen Coccolithen. Dabei handelt es sich um die kalkhaltigen, abgestorbenen Schuppen mikroskopisch kleiner Urtierchen, von denen jedes einzelne maximal nur etwa 0,01 mm groß war.
Während der Kreidezeit, die vor rund 145,5 Millionen Jahren mit dem Ende des Juras begann und vor etwa 65,5 Millionen Jahren mit dem Beginn des Paläogens endete, lebten diese kalkhaltigen Tierchen auf dem Grund eines ganz Nordeuropa bedeckenden Meeres. Ca. 80 Millionen Jahre dauerte die Kreidezeit, und in dieser Zeit bildeten die Schalen dieser Kalkalgen (Coccolithophorida) zusammen mit anderen Ablagerungen eine mächtige Sedimentschicht, aus der schließlich die Kreidefelsen Rügens entstanden.
Rügens Kreidefelsen stammen somit aus dem Meer – und das Meer holt sie sich nach und nach zurück. Schade ist’s allemal, denn was wäre Rügen ohne seine Kreidefelsen?
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